Kessiner erkämpfen Punkt gegen neuen Ligaprimus

Am Sonntag empfing man den Tabellenzweiten zum Kampf um die Tabellenspitze. Es war der erwartet heiße Ritt: Im hitzigen und hart umkämpften Spitzenspiel trennen sich der BSV Kessin und der SC Viktoria Rostock 06 leistungsgerecht mit einem 1:1 Unentschieden. Die Führung fällt durch einen glücklichen Strafstoß, der Ausgleich der Gäste mit der letzten Aktion in Minute fünf der Nachspielzeit. Der SC belegt damit den ersten Tabellenplatz, der BSV rutsch um einen Platz auf Position fünf.

Die erste Einschussmöglichkeit bei strahlend blauem Himmel erarbeiten sich die Gäste (6.), die Antwort der Gastgeber erfolgt zwei Minuten später nach einer Ecke – Viktorias Max Meyer ist aber zur Stelle. Unsicher zeigt sich der Keeper in Minute elf: Beim Torschuss von Dirk Redlich ist er zunächst nicht auf der Höhe, vereitelt dann aber den Nachschussversuch von Kay Stempnakowski. Es entwickelt sich ein abwechslungsreiches Spiel mit Torraumszenen auf beiden Seiten. Rostocks Marcel Kreibig versucht es aus der Distanz, verfehlt den Kasten aber knapp (13.), sechs Minuten später ist Daniel Lepinat gegen Christian Adam zur Stelle. Eine Minute zuvor scheitert Dirk Redlich auf der Gegenseite. Nach sehenswerter Kombination über Felix Birkner und unseren Capitano schießt er in Rücklage über den Querbalken (18.). Da ein Schuss der 06er in Minute 38 knapp am Ziel vorbei schrammt und auch unser Spielführer Kay Stempnakowski nach Ecke von Sebastian Tews und Vorlage durch Mirko Tausch das Leder nicht im Tor unterbringt (45.), geht es beim Stande von 0:0 zum Pausentee. Erwähnenswert für die von beiden Teams auf Augenhöhe geführten ersten 45 Minuten ist noch das unzureichende Durchgreifen des Unparteiischen: Mit lediglich einer gelben Karte gegen Enrico Dittmann nach einem Pressschlag setzt der Schiedsrichter trotz gegenteiligen Ankündigungen vor und während des Spiels die falschen Signale. Im Vergleich dazu wesentlich härtere Fouls in Halbzeit zwei werden nicht mit dem Karton bestraft. Verbale Einwürfe und Proteste beider Seiten bleiben ungeahndet und bereiten leider einen guten Nährboden für einen testosterongetränkten zweiten Spielabschnitt.

Die Bandelstorfer kommen dabei besser aus der Kabine und können sich spielerische Vorteile erarbeiten. Brenzlig wird es gleich eine Minute nach Wiederanpfiff: Nach Chance von Sebastian Tews kommt Roy Stempnakowski zum Nachschuss, Viktorias Nummer Eins kann die gefährliche Situation aber gekonnt lösen. Ein weiteres Großkaliber vergibt Bruder Kay nach Freistoß von Dirk Redlich (63.). Der BSV drückt nun auf die Führung und wechselt zwei mal offensiv. Der SC verlagert das Spiel auf Einsatz und Kampf, agiert mit langen Bällen und versucht, der wachsenden Unruhe Herr zu werden, da die Begegnung nun zusehends hektischer wird. Auf beiden Seiten geht es in Zweikämpfen zum Teil überrobust zur Sache. Weiterhin werden viele Entscheidungen des Unparteiischen von beiden Seiten immer häufiger lautstark diskutiert und angezweifelt, jedoch weiterhin nicht mit Gelb bestraft. Der neutrale Mann macht es sich dabei selbst schwerer als nötig. Er scheint immer häufiger die Übersicht zu verlieren, entscheidet gefühlt zu oft auf Abseits gegen Viktoria Rostock und Foul gegen den BSV. Die letzte Torraumszene der regulären Spielzeit vergibt der SC in Minute 73. Auch die Offensivbemühungen der Blau-Weißen bleiben bis zur 85. Spielminute ohne Ertrag. Nach Zweikampf von Dirk Redlich und Nico Haase im Strafraum ertönt der über Minuten diskutierte und aus Sicht der Heimelf sicherlich glückliche Elfmeterpfiff. Patrick Guth entscheidet sich für die linke Torwartecke und markiert seinen vierten Treffer im vierten Spiel. Max Meyer ist noch mit den Fingerspitzen dran, muss aber mit ansehen, wie das Spielgerät im Schritt-Tempo über die Linie kullert. Spätestens jetzt droht die aufgeheizte Stimmung zu eskalieren. Wildeste Beschimpfungen hallen durchs Rund. Spieler und Zuschauer provozieren und lassen sich provozieren. Mindestens zwei Situationen müssen ohne Diskussion die rote Karte zur Folge haben. Auf Nachfrage beim Schiedsrichter nach der Partie gab dieser zu, die nicht zitierbaren verbalen Entgleisungen nicht bemerkt zu haben. Deeskalierend fällt der umjubelte Ausgleich der Gäste mit der letzten Aktion der fünfminütigen Nachspielzeit. Rostocks Tobias Wolfinger markiert nach Ecke den 1:1 Endstand – die Partie wird nicht mehr angepfiffen. Ein Momente totaler Euphorie für die Gäste, ein Schock für die Hausherren – letztendlich aber eine gerechte Punkteteilung.

Der BSV Kessin möchte in diesem Zusammenhang die Möglichkeit nutzen, sich zum Umgang auf und neben dem Platz zu positionieren: Denuzierend adressierte und politisch untragbare Äußerungen, persönliche Drohungen und Hass haben auf und neben dem Fußballfeld nichts verloren! Der Verein distanziert sich davon in aller Form und verurteilt solch ein Verhalten aufs Schärfste. Wir appellieren an alle Beteiligten – Spieler und Besucher aus eigenen Reihen und denen der Gäste, jetzt und in Zukunft einen respektvollen Umgang zu pflegen. Bitte führt euch vor Augen, welche Verantwortung wir gegenüber Kindern, die unsere Spiele besuchen, tragen. Der Sport sollte seine Vorbildfunktion für die Kleinen (und Großen) der Gesellschaft zu jeder Zeit erfüllen.
Emotionen und eine gesunde Rivalität dagegen begrüßen wir ausdrücklich! Das ist es, was diesen Sport so einzigartig macht – Liebe und Leidenschaft zum und für den Fußball. Beachtens- und erwähnenswert sollen hier stellvertretend die Minuten nach dem Abpfiff des ansonsten packenden und mitreißenden Matches sein: Trotz Genickbruch in letzter Sekunde verhielten sich alle Spieler des BSV Kessin vorbildlich und besonnen. Und auch der Unparteiische, der es heute nicht leicht hatte und das Team der Gäste bewiesen Größe und Sportsgeist, als man nach dem Abpfiff doch noch mal geschlossen das Feld zum Shakehands betrat und sich hinterher bei gemeinsamen Bier mit den Gastgebern austauschte. Respekt – so muss das!

Den Spielbericht des Sportclubs findet ihr übrigens hier.

BSV Kessin – SC Viktoria Rostock 06 1:1 (0:0)
Aufstellung D. Lepinat – D. Conrad, T. Theberath, L. Illige, E. Dittmann (64. P. Heyden) – F. Birkner, D. Redlich, M. Tausch (69. P. Guth), S. Tews – R. Stempnakowski, K. Stempnakowski (90.+1 H. Kieseler)
Reserve M. Guth, P. Heyden, H. Kieseler, F. Pleban, N. Hähnel, P. Guth
Aufstellung Gäste M. Meyer – D. Winkler, N. Haase, T. Wolfinger, M. Neu, B. Wiencke – D. Kreibig (60. T. Roder), M. Kreibig, M. Alms (70. C. Kuhn) – C. Adam, E. Zimmermann
Tore 1:0 P. Guth (85.), T. Wolfinger 1:1 (90.+5)
Karten E. Dittmann (43. Gelb, Foulspiel), S. Tews (47. Gelb, Foulspiel)